5 Fragen an ... Iny Lorentz
Mit Büchern wie der "Wanderhure" wurde das Autoren-Ehepaar Iny Klocke-Wohlrath und Elmar Wohlrath, besser bekannt als Iny Lorentz, weltberühmt. Die Autoren haben mit uns über das gemeinsame Schreiben von Romanen gesprochen und uns zusätzlich 5 Fragen beantwortet.

1. Wie habt Ihr Euch kennengelernt?
Iny: Lange oder kurze Geschichte – kommt darauf an. Ich hab Leute gesucht, die etwas vom Schreiben verstehen. Weil ich gemerkt habe, ich schaffe es alleine nicht. Ich hab es versucht, aber ich durfte es in meiner Jugend einfach nicht. Und dann bin ich nach einigen Umwegen auf einen Verein gestoßen, der sich "Follow" nannte. Nach einiger Zeit bekam ich einen Brief von einem Gruppenleiter, der mich einlud, in seine Gruppe zu kommen. Ich hatte zurückgeschrieben, dass ich nicht so einfach wechsle. Jedenfalls haben wir dann eineinhalb Jahre lang Briefe gewechselt. Wir kannten uns nicht. Es gab kein Internet, wir haben keine Fotos voneinander gehabt, noch hatten wir Interesse. Wir haben uns über den Club unterhalten und über das Schreiben sehr viel. Kennengelernt persönlich haben wir uns erst in Innsbruck.
Elmar: Der Briefkontakt begann etwa 1977. Kennengelernt haben wir uns 1979 – sehr kurz. Wir haben uns dann später noch einmal getroffen, dass heißt Iny ist zu uns gekommen. Ja, im Laufe der Zeit sind wir dann immer mehr gemeinsam auf Achse gewesen. Und irgendwann haben wir dann beschlossen, zusammenzuziehen.
Ihr habt Euch also schon über das Schreiben kennengelernt.
Iny: Ja, das ist uns auch sehr wichtig. Es hat dann auch eine ganze Weil gedauert, bis September 1980, dass wir uns Nahe gekommen sind. Da gab es dann ein Drei-Stunden-Gespräch in meinem Auto und da hat er dann behauptet, dass ich jetzt ihm gehöre.
2. Wie seid Ihr denn jeweils zum Schreiben gekommen? Fangen wir mal mit Dir an, Elmar.
Elmar: Ja, im Grunde als Kind – weniger zum Schreiben als zum Geschichten ausdenken. Soweit ich mich zurückerinnern kann, habe ich mir Geschichten selbst erzählt. Bei uns der Schule gab es eine kleine Schulbibliothek. Im ersten Vierteljahr habe ich die Bücher meines Jahrgangs (männlich) imd zweiten Vierteljahr meines Jahrgangs (weiblich) gelesen. Im restlichen halben Jahr musste ich zusehen, dass ich anderweitig an Lesestoff gekommen bin. Irgendwann habe ich ein altes Schulheft genommen und begonnen, mit Bleistift meine ersten Zeilen zu Papier zu bringen.
Iny: Elmar ist ja auf einem Bauernhof aufgewachsen, hat sehr früh seinen Vater verloren und hat auch sehr früh auf dem Traktor gesessen und gepflügt. Die Stunden hat er dann auch ausgenutzt.
Elmar: Das ging nicht anders. Was hätte ich tun sollen? Nur dasitzen? Das war nicht das meine. Dafür war mein Kopf viel zu beschäftigt. Eintönige Aufgaben haben dazu geführt, dass ich jahrelang Geschichten ausgedacht habe. Ich habe zuerst kurze Geschichte ausgedacht, dann längere. Dann einen Fortsetzungsroman aus zehn Teilen und irgendwann dann mal ein Zweiteiler, der zusammen so 400 Manuskriptseiten ausgemacht hat. Das war sozusagen mein schweizerischer Lehrgang.
Wie sieht es bei Dir aus, Iny? Wie hat es angefangen?
Iny: Vielleicht ähnlich. Das einzige, was ich Zuhause für mich tun konnte, war Lesen. Ich hatte sonst nichts. Ich bin buchstäblich im Nichts aufgewachsen bei meinen Großeltern, von denen ich nichts erfahren hatte. Ich habe keine Ablenkung gehabt und konnte mich nur zwischendurch, wenn ich nicht den Putzeimer und Lappen schwingen musste, hinter Büchern verkriechen. Ich habe beim Staubsaugen neben den Zeitungen gestanden und die Artikel gelesen. Und ich habe dann nachts vor dem Einschlafen all meine Probleme zur Seite geschoben und mir eigene Geschichten erzählt. Schreiben durfte ich nicht, ich hätte es gern getan. Ich habe versucht, aber wenn mein Großvater mich dabei erwischt hat, gab es Rabatz. Gut, ich habe mich damit abgefunden. Als ich aus dem Haus ging, hätte ich schreiben können, aber da habe ich Abendgymnasium gemacht, war auch keine Zeit.
Als ich danach so halbwegs Fuß gefasst hatte, habe ich mir eine Schreibmaschine besorgt und dann habe ich gemerkt, ich kann es nicht. Ich habe nie gelernt zu schreiben. Das Ergebnis haben wir ja eben erzählt. Und da, konnte ich schreiben.
3. Was lest ihr denn und hat sich Euer Leseverhalten verändert?
Elmar: Mein Leseverhalten hat sich verändert. Ich lese keine historischen Romane mehr. Seit ich selber schreibe, habe ich irgendwann gesagt,es hat keinen Sinn mehr. Ich möchte mich von niemanden beeinflussen lassen. Ich habe meinen eigenen Stil und ich recherchiere selbst. Wenn will ich meine eigenen Fehler machen und nicht die anderer übernehmen. Aber sonst lese ich Fantasy, SF (Anm. d. Redaktion: Science Fiction), gelegentlich auch Krimis, obwohl das mehr Inys Fach ist. Aber meistens sind es Sachbücher zur Recherche. Es ist teilweise etwas viel, aber es muss gemacht werden.
Iny: Ich wollte gerade sagen: Elmar. der wälzt sich durch sehr, sehr dicke Wälzer durch, die ich ihm auch teilweise zustecke oder aussuche. Ich lese eher populärwissenschaftliche Sachen. Ich lese unheimlich viele Krimis. Ich tausche gerne mit Krimiautoren Bücher. Ja, einiges anderes noch, aber auch keine historischen Romane mehr. Ich habe mich früher durch historische Romane gegraben, hab viel Fantasy und viel SF gelesen. Bevor wir anfingen zu schreiben, habe ich gelesen, was vor mir nicht davonlief.
4. Wie viele Bücher habt ihr mittlerweile geschrieben?
Iny: Es dürften 75 oder 76 veröffentlichte sein. Aber allein von der Wanderhure müssten es 22 Ausgaben sein – auch ausländische Ausgaben. Das können wir gar nicht mehr so ausstellen, wie ich das gerne täte. Den Platz haben wir gar nicht. Unsere Agentin hat ihre Buchhalterin aufgefordert mal zusammenzurechnen, wie viele Bücher wir veröffentlicht haben: 18 Millionen.
5. Wenn Ihr zurückdenkt, was für einen Schreibtipp würdet Ihr Euren jüngeren Ichs auf den Weg mitgeben?
Iny: Üben!
Elmar: Ganz dasselbe: Üben!
Iny: Denn das haben wir ja in dem Verein getan.