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5 Fragen an … Sandy Mercier

Sandy Mercier ist Autorin und veröffentlicht unter ihrem eigenen Namen spannende Thriller und als Jule Pieper Ratgeber-Romane. Wir hatten sie zum Thema "Genremix" im Podcast zu Gast und sie hat uns einen interessanten Einblick in ihr Leben als Autorin gegeben.

Wann kam für dich die Erkenntnis: Ich will Vollzeit-Autorin sein?


Bei mir war damals Krise. Ich war an einem Punkt in meinem Leben, an dem es mir in jeglicher Hinsicht schlecht ging. Ich habe mich nach 12 Jahren von meinem besten Freund getrennt und habe mich in eine echt toxische Affäre gestürzt. Herzschmerz auf allen Ebenen. Ich habe nur noch gearbeitet. Es wurde immer schwerer, dem System stand zu halten. Alle sind krank geworden und ich war die Einzige, die dann noch da war und ich fühlte mich verantwortlich. Früher habe ich dem Job die Schuld gegeben, das sehe ich heute anders. Dann bin ich krank geworden. Ich konnte nachts nicht mehr schlafen. Ich hatte mein Leben komplett an die Wand gefahren.

Zwischendrin kam die Erkenntnis, dass ich mich schon ganz lange wieder mit dem Schreiben beschäftigen wollte, weil das immer mal wieder Thema in meinem Leben war. Ich fand es cool Schriftstellerin zu werden, aber ich dachte: Das kann man nicht. Vor allem nicht in Deutschland. Wer ist schon Schriftsteller? Und wer kann davon leben? Ich wollte ein Schreibstudium machen, dachte aber: Die Zeit dafür werde ich nie haben. Ich sagte immer: Ich lebe, wenn …


Aber ich sagte das schon seit so vielen Jahren und dieses „wenn“ kam einfach nicht. Also habe ich es mir einfach geholt. Ich habe mich zum Schreibstudium entschieden, bei der Schule des Schreibens. Ich habe dann in dem Heft der Schule des Schreibens gelesen, dass man jeden Tag schreiben soll. Und ich habe einen Film gesehen, der mich total motiviert hat, da ging es auch darum, dass man jeden Tag schreiben darf, wenn man Schriftsteller werden will. Und da dachte ich: Ab 1. Januar will ich jeden Tag schreiben. Das war der erste Schritt.

Was war für dich bisher der Höhepunkt deiner Autorinnen-Karriere?

Mein Bild-Bestseller war schon echt der Hammer. Ich hatte das gar nicht auf dem Schirm. Ich wollte immer Amazon-Bestseller sein, in die Top 100 kommen. Das hatte ich gleich mit dem ersten richtigen Buch geschafft. Es war Weihnachten und ich habe geheult wie ein Schlosshund, weil die ganze Anspannung von mir abgefallen ist. Das war einfach krass.


Und der Bild-Bestseller war ein Ziel, das ich mir nicht mal erträumt hatte. Ich bin mit meiner besten Freundin feiern gegangen. Ich hatte am Tag davor eine Lesung und wollte eigentlich sparen, habe dann aber gesagt: Wir hauen das Geld jetzt auf den Kopf.

Was war bisher der größte Stolperstein und wie hast du ihn überwunden?


Als ich Das Buch deines Lebens rausgebracht hatte, habe ich danach Der nächste beste Schritt rausgebracht. Das war nicht der zweite Teil, sondern ein anderes Buch. Man könnte vielleicht sagen das nullte Buch, weil da erklärt wird, wer die Autorin ist, die das Buch geschrieben hat. Ich hatte gerade diesen Riesenerfolg mit diesem einen Buch und genau als ich Der nächste beste Schritt rausgebracht habe, kam Corona. Alle Buchhandlungen hatten geschlossen und das hat sich nicht mehr eingekriegt. Das war wirklich traurig, weil ich schon eine andere Erwartung hatte. Ich dachte, es läuft. Und dann lief gar nichts. Die Taschenbücher sind einfach nicht weggegangen. Das war mies.



Wie sieht dein Prozess aus, von der Idee zum fertigen Buch?


Es ist unterschiedlich, bei mir ist nie alles gleich. Bei den Jule-Büchern ist es immer komplett intuitiv. Da habe ich nicht vorher 600 Jahre lang eine Welt gebaut. Klar, in meinem Kopf kommen mir schon immer mal wieder irgendwelche Ideen. Für Teil zwei habe ich mir zwei Jahre Zeit gelassen, und in der Zeit habe ich schon immer mal wieder Ideen gehabt und darüber nachgedacht. Aber im Endeffekt ist davon fast gar keine erfüllt worden, weil das wirklich komplett intuitiv ist.

Beim Thriller darf ich schon ein bisschen mehr nachdenken. Da habe ich meistens erst die Geschichte im Kopf. Ich bastel mir die Leute und die Geschichte zusammen und schreibe mir die groben Eckpfeiler auf. Dann schreibe ich drauf los. Da bin ich auch wieder sehr intuitiv. Bei mach das Licht an zum Beispiel wusste ich bis zum Schluss selbst nicht, wer der oder die Mörderin ist. Ich habe das bewusst so gemacht, ich war selbst so gespannt, wer da dahinter steckt, dass ich das dann natürlich auch ins Buch transportiert habe. Jeder Experte würde sagen: Das geht gar nicht. Aber es hat funktioniert.

Wie kam es, dass du mit Thrillern auf der einen Seite und Ratgeber-Romanen auf der anderen in zwei so unterschiedlichen Genres schreibst?


Ich bin leidenschaftliche Thriller-Leserin. Seitdem ich klein bin habe ich die Thriller von meiner Mama gelesen. Deswegen war für mich immer klar: Ich will einen Thriller schreiben. Ich war auch an Kinderbüchern interessiert, habe dann aber schnell gemerkt, dass mir das zu langweilig ist. Vielleicht komme ich da irgendwann mal wieder hin. Ich habe eigentlich Kinder- und Jugendbuch studiert bei der Schule des Schreibens. Das war auch interessant, ich habe dann aber festgestellt: Das ist nichts für mich. Es war der Thriller. Das war immer da. Was anderes wäre gar nicht in Frage gekommen.

Nach dem ersten Thriller war ich bei der Reha. Ich habe angefangen die Fortsetzung zu schreiben, aber gemerkt: Das läuft nicht. Meine Protagonistin, die wird so lustig und das passt nicht so gut beim Thriller. Das ging einfach nicht. Ich habe eine sehr ironische, saloppe Seite. Und ich habe durch den Burnout viel über Persönlichkeitsentwicklung gelernt. Unterbewusst wollten diese ganzen Themen irgendwo hin. Eines Tages bin ich aufgestanden und hatte plötzlich das Gefühl: Ich will eine Geschichte schreiben. Ich konnte nicht sagen, was das für eine wird. Ich habe von morgens bis abends geschrieben. Es floss nur so aus mir raus, den ganzen Tag. Und am Ende hatte ich dann quasi den ersten Teil vom Buch deines Lebens fertig. Ich habe das dann nochmal eine Weile liegen lassen, habe es mir später nochmal angeguckt und wusste: Daraus machst du ein Buch. Das alles war kein geplanter Prozess.


Mehr von und über Sandy und ihre Bücher gibt es im Podcast "Geschüttelt, nicht gerührt - Kann man beim Schreiben verschiedene Genres mixen?" oder auf ihrer Homepage.



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