Aller Anfang ist schwer - 8 Anfängerfehler beim Schreiben
Wer schon eine Weile lang schreibt und einen Blick zurückwirft der schüttelt oft den Kopf darüber, wie unbeholfen er am Anfang war. Das ist kein Grund, sich zu schämen. Fehler sind notwendig, damit wir lernen und uns verbessern. Und wir alle machen sie.

Gemeinsam mit den beiden Lektor*innen Veronika Moosbuchner und Stephan Berg vom Podcast "Tintenliebe - Wir schreiben Bücher" hat Eve sich über die acht größten Anfängerfehler unterhalten. Welche sind es? Warum machen fast alle Autor*innen diese am Anfang? Was macht sie überhaupt zu „Fehlern“? All diese Fragen beantworten wir. Dabei haben wir natürlich immer ein humorvolles Augenzwinkern in der Stimme. Schließlich lässt sich darüber streiten, wann etwas tatsächlich ein "Fehler" ist.
Heißer Tipp:
Diese Folge ist der erste Teil einer Doppelfolge. Nummer zwei findet ihr ab Mittwoch, den 13.07.2022 beim Tintenliebe Podcast. Dort erfahrt ihr, wie Lektorin*nen auf solche Fehler blicken und welche Tipps es gibt, um sie zu umgehen.
Reinhören lohnt sich!
1. Der Infodump
Ein "Infodump" ist eine großartige Methode, alle wichtigen (und unwichtigen) Informationen gleich am Anfang in den Raum zu stellen. Du musst dich nicht groß mit Dialogen rumschlagen oder mit der Plotstruktur – kipp einfach alles, was der Leser oder die Leserin wissen muss, unverarbeitet vor deren Füße.
Doch sei gewarnt: Der Infodump ist auch eine großartige Methode, die Lesenden zu Tode zu langweilen.
2. Überarbeiten während des Schreibens
„Ich kann nicht weiterschreiben, ehe das erste Kapitel nicht perfekt ist.“
So dachte Autorin X.
Ihr Name ist unbekannt Schließlich hat sie nie etwas fertig geschrieben und dementsprechend nie etwas veröffentlicht. Perfektion gibt es nicht. Das musste sie auf die harte Tour lernen, während sie ihr erstes Kapitel wieder und wieder und wieder geschliffen hat, bis es nicht mehr zu erkennen war. Schade.
3. Es wird kein "Show, don’t tell" verwendet
Ist dir aufgefallen, mit wie vielen Imperativen wir heutzutage umgeben sind?

„Kauf das!“, „Unterschreibe heute!“, „Probiere es aus!“
Wir sind es leid, gesagt zu bekommen, was wir tun sollen. Ebenso sind wir es leid, wenn Autor*innen uns sagen, was wir fühlen oder denken sollen. Wir wollen miterleben, fühlen, Teil des ganzen sein. Deswegen zeig uns, was passiert und trau uns ruhig zu, selber Schlüsse daraus zu ziehen.
So haben wir den größten Spaß am Lesen!
4. Die Figuren sind inkonsistent
Ist dir schon einmal ein Mensch begegnet, der am Morgen braune Haare hat und zum Mittagessen plötzlich mit einem grünen Lockenschopf in die Küche kommt? Nein? Das würde dich ziemlich irritieren, nicht wahr? Ebenso verunsichert es, wenn der militante Nichtraucher plötzlich an der Zigarette seines Nachbarn zieht oder die Frau mit Höhenangst zur Seiltänzerin wird. So eine Entwicklung muss stimmig sein und einen Grund haben- im Leben wie in der Literatur . Sonst verliert die Leserschaft schnell das Vertrauen in den/die Autor*in.
5. Es findet keine Figurenentwicklung statt
Wir als Lesende lieben es, wenn Figuren sich entwickeln. Wenn sie ihre Schwächen überwinden, ihre Vergangenheit hinter sich lassen und ihr Leben selbst in die Hand nehmen. Das liegt im Kern einer jeden guten Geschichte – Menschlichkeit. Deswegen wirkt es schnell langweilig, wenn ein Charakter am Ende einer Geschichte genauso ist, wie am Anfang. Gähn.
6. Es gibt keinen Subtext

Der Leser und die Leserin sind klüger, als du denkst. Sie können Eins und Eins zusammenzählen. Nicht nur das, sie wollen es sogar tun. Denn es bereit uns Menschen großes Vergnügen, Rätsel zu lösen und Muster zu erkennen. Deswegen ist Subtext so stark. Er steht zwischen den Zeilen, wird nicht ausgesprochen, ist aber trotzdem präsent. Das erzeugt Spannung und bindet den Leser ein. Warum sollte man auf so ein Werkzeug verzichten?
7. Zu viele Adjektive
Dieser wundervolle, wortreiche Satz ist lang und aussagekräftig, schwarz auf weiß stehen hier wichtige, unabdingliche Informationen, die jedes lebendige Leserherz höher schlagen lässt. Anstrengend, oder?
Adjektive können große Kraft entfalten, wenn sie sorgfältig ausgewählt wurden. Zu viele jedoch verderben den Brei. Sie nehmen einander die Schlagkraft. Deswegen überlege dir gut, welche Adjektive du wirklich brauchst und welche überflüssig sind.
8. Es wird zu viel Passiv verwendet
Der Leser und die Leserin wollen erleben und das möglichst direkt. Dabei hilft es, wenn ein Text im Aktiv geschrieben ist. Denn wenn der Hund die Katze über den Hof jagt, ist das wesentlich spannender als die Katze, die vom Hund über den Hof gejagt wird. Die passive Satzform dreht oft die Kausalität um und schafft so eine Denkschleife, die den Leser oder die Leserin von der Geschichte entfernt.
Du willst noch mehr zu dem Thema wissen?
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