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Fantastische Welten bauen – die ultimative Anleitung

Wie kannst du Welten bauen, die sich für deine Leser real anfühlen und faszinieren?

Im Fantasy Genre gehört Welten zu bauen fast schon zum guten Ton und es ist eines der ersten Dinge, auf die man in Schreibgruppen angesprochen wird: „Und wie baust du deine Welt auf?“



Wie du deine Welt entwickelst, hängt von verschiedenen Faktoren ab:

 

Welche Art von Geschichte schreibst du?


Jede Geschichte wird von etwas angetrieben: entweder vom Plot (plot-driven) oder vom Charakter (character-driven).


In einer vom Plot gesteuerten Geschichte liegt der Fokus auf den äußeren Umständen, die auf deinen Protagonisten einprasseln. Durch deinen Protagonisten lernen wir als Leser den Plot kennen.


Beispiele dafür sind:




Umgekehrt existiert in einer vom Charakter getriebenen Geschichte der Plot, um deinen Protagonisten zu entwickeln. Als Leser verfolgen wir den Werdegang deines Protagonisten.


Beispiele dafür sind:

Warum musst du das wissen? Weil deine Welt zu deiner Geschichte passen muss. Schreibst


du zum Beispiel einen Fantasy Roman mit einem faszinierenden Charakter, wie bei „Der Name des Windes“, so brauchst du eine Welt, die es deinem Helden erlaubt sich weiterzuentwickeln und Abenteuer zu erleben.

Dafür ist der Mars in „Der Marsianer“ eine lebensfeindliche Umgebung, die maßgeblich für die Handlungen des Protagonisten verantwortlich ist. Der Plot würde auf einem freundlicheren Planeten nur wenig Sinn ergeben.


Wofür brennst du?


Ein Fantasy Autor hat mal gesagt, dass Weltenbau wie ein Eisberg ist. Die Spitze des Eisbergs ist das, was du deinem Leser zeigst. Der Rest deiner Welt verbirgt sich unter dem Wasser.



J. R. R. Tolkien hat sein ganzes Leben lang die Welt rund um Mittelerde entwickelt, ganze Sprachen und Kulturen sind dadurch entstanden. Die Geschichte seiner Welt zu studieren, wäre vermutlich genauso komplex wie unsere eigene. Die meisten von uns Schreiberlingen haben aber nicht ihr ganzes Leben Zeit, um eine Welt zu entwickeln und wollen das vielleicht auch nicht.


Ist das ein Widerspruch zum Eisberg-Prinzip?

Nein. Du musst keine komplexe, umfangreiche Welt erschaffen, die sich unter dem Wasser verbirgt. Wichtig ist aber, dass dein Leser denkt, es würde sich eine verbergen.

Um das zu entscheiden, musst du einige Aspekte deiner Welt ausführlich entwickeln und andere dafür vage halten. Nutze eine Kombination aus hartem und softem Worldbuilding.


Frage dich selbst, wofür brennst du?

  • Interessierst du dich dafür, was Leute in anderen Welten zum Frühstück essen und wie sie ihre Mahlzeit zubereiten?

  • Brennst du für Sprachen und kannst es nicht erwarten, selbst eine zu entwickeln?

  • Bist du ein begeisterter Geograf, stets dabei, an den neuesten Karten zu werkeln?


Fokussiere dich auf das, wofür du brennst, und entwickle es im Detail. Beschreibe es, werde konkret. Du interessierst dich für Geografie? Welche Pflanzen wachsen auf deiner Welt? Welche Tiere gibt es? Gibt es giftige Pflanzen, vor denen sich dein Protagonist fürchtet? Was ist mit dem Wetter?


Beispiel:


Vielleicht gibt es zweimal im Jahr einen starken Monsun, der Ernten vernichtet und für große Überschwemmungen sorgt. Was für Gebäude gibt es einer Welt, die zweimal im Jahr von einem starken Monsun erschüttert wird? Was für Kleidung tragen die Leute? Warnt man die Kinder davor, auf besondere Winde zu achten?


Du siehst, allein dadurch bin ich schon sehr detailliert geworden. Worauf ich mich zum Beispiel nicht konzentriert habe, waren Aspekte wie Kunst, Musik, Geschlechterrollen oder Technologie.


Die Aspekte des Weltenbaus


Grundsätzlich gibt es zwei Aspekte, auf die du deine Welt stützen kannst:

  • Physische Aspekte

  • Kulturelle Aspekte


Zu physischen Aspekten gehören zum Beispiel:

  • Flora und Fauna

  • Geografie

  • Wetter

  • Naturgesetze

Physische Aspekte bestimmen, wie es in deiner Welt aussieht und wie es darin zugeht. Der Marsianer zum Beispiel konzentriert sich sehr auf das physische Setting, den Mars.


Kulturelle Aspekte beinhalten:


  • Sprache

  • Religion

  • Wirtschaft

  • Politik

  • Geschichte

  • Philosophie

  • Ernährung

  • Kunst und Musik

  • Geschlechterrollen

  • Technologie

  • Bildung

  • Architektur

  • und vieles mehr

Die Kultur beeinflusst den Alltag deines Protagonisten und sorgt häufig für den Konflikt. Wir alle kennen die Geschichte des Außenseiters, der sich gegen die Vorurteile und Beschränkungen seiner Welt stellt.

Beim Weltenbau bist du gut bedient, wenn du einige kulturelle und einige physische Aspekte nutzt. Doch wie machst du weiter?


Welten bauen – Die Organisation


Das ist das Template für meine aktuelle Fantasy Welt.


Ich nutze die Notizapp Notion, um Ideen festzuhalten. Es ist wie mein privates Wikipedia. Notion ist vollkommen kostenlos und erlaubt dir so viele Unterseiten zu erstellen, wie du möchtest, was sehr praktisch ist, wenn du wie ich gerne große Welten bauen möchtest.


Alternativ zu Notion gibt es natürlich andere Anwendungen wie zum Beispiel Trello oder du nutzt einfach Stift und Papier. Wichtig ist nur, dass du deine Infos beisammenhast und dich zurechtfindest.


3 Abschluss Tipps für den Weltenbau


Hier geht es weiter zu den 7 größten Fehler beim Weltenbau


1. Verliere dich nicht darin!

Viele angehende Fantasy Schreiberlinge verbringen Jahre damit fantastische Welten zu entwickeln, die am Ende so komplex sind, dass sie sich selbst darin verlieren. Das Wichtigste ist immer noch deine Geschichte. Die Welt ist letztendlich nur der Hintergrund.


2. Hüte dich vor dem Info-Dump – Nutze den Plot und deinen Charakter, um die Welt zu präsentieren.


Eine der häufigsten Fehler im Lektorat ist der Infodump. Das kann in Fantasy schnell passieren, wenn du deinen Leser mit Infos zuschüttest. Versuche darum, die Welt aus den Augen deines Helden zu zeigen. Vielleicht ist dein Inciting Incident ja, dass das Haus deines Protagonisten von einem Monsun zerstört wird. Schon hast du das ungewöhnliche Wetter deiner Welt präsentiert.


3. Lass Dinge offen: Egal wie viel du liest, du weißt nicht alles über die Welt, in der du lebst.


Warum sollte dein Charakter alles über seine Welt wissen? Es ist vollkommen ok, wenn dein Held sich fragt, ob es Leben auf anderen Planeten gibt oder wie es im Nachbarland aussieht. Dinge offen zu lassen gibt deinem Leser die Möglichkeit, sich selbst Gedanken zu machen und wird seine Neugier wecken.



Welten zu bauen, kann ein großer Spaß sein. Vergiss aber nie, dass deine Welt nur eine Kulisse für den eigentlichen Plot ist. Es ist in Ordnung, wenn du nicht den ganzen Eisberg sehen kannst. Dein Buch muss sich nur so lesen als könntest du es.


Hier geht es zur Seite unserer Gastautorin Sascha Sprikut



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