Wort der Woche 054: Gerämse

Bedeutung: „kastenartiger Vorbau vor einem Haus, der mit Gittern verschlossen ist und in dem die Bewohner des Hauses mit der vorbeigehenden Öffentlichkeit Kontakt außerhalb des Hauses aufnehmen können.“
"Gerämse" ist die Pluralform von "Geräms".
Schon Goethe hielt sich gerne in diesem Teil des Hauses auf:
Einen solchen Vogelbauer, mit dem viele Häuser versehen waren, nannte man ein Geräms. Die Frauen saßen darin, um zu nähen und zu stricken; die Köchin las ihren Salat; die Nachbarinnen besprachen sich von daher miteinander, und die Straßen gewannen dadurch in der guten Jahrszeit ein südliches Ansehen. Man fühlte sich frei, indem man mit dem Öffentlichen vertraut war. So kamen auch durch diese Gerämse die Kinder mit den Nachbarn in Verbindung, und mich gewannen drei gegenüber wohnende Brüder von Ochsenstein, hinterlassene Söhne des verstorbenen Schultheißen, gar lieb und beschäftigten und neckten sich mit mir auf mancherlei Weise.
Johann Wolfgang von Goethe. Dichtung und Wahrheit. Erster und zweiter Teil.