Es gibt zwei grundsätzliche Arten, eine neue Welt zu erschaffen. Hier erklären wir, den Unterschied zwischen hartem und soften Worldbuilding.

Hartes Worldbuilding: Die Faszination einer in sich geschlossenen Welt

Hard Worldbuilding ist eine der faszinierendsten Techniken im literarischen Schaffen. Hierbei wird eine Welt mit einer eigenen, umfassenden Logik erschaffen, die so realistisch und glaubhaft ist, dass sie beinahe greifbar wird. Diese Art des Worldbuildings zeichnet sich durch konkrete, konsistente Regeln aus, die in der gesamten Erzählung beibehalten werden. Die daraus resultierende Welt ist in sich realistisch und fordert von den Lesenden, sich voll und ganz auf diese Logik einzulassen.

Die Kunst der Regelsetzung

Ein wichtiger Aspekt des Hard Worldbuildings ist die präzise Regelsetzung. Jedes Detail, von der Geographie bis hin zu sozialen Strukturen, folgt einer eigenen Logik. Diese Regeln sind nicht nur für die Glaubwürdigkeit der Welt entscheidend, sondern auch für die Entwicklung der Handlung. Sie bieten eine Struktur, innerhalb derer sich die Charaktere bewegen und entwickeln können.

Herausforderungen beim Harten Worldbuilding: Komplexität und Konsistenz

Eine der größten Herausforderungen für Autorinnen und Autoren ist die Komplexität dieses Ansatzes. Beim Hard Worldbuilding muss jede Facette der Welt bis ins kleinste Detail durchdacht werden. Dies beinhaltet geografische, kulturelle, soziale und politische Aspekte sowie eigene Gesetze der Physik oder Magie. Die Schaffung einer solchen Welt erfordert eine umfassende Planung und Forschung, um eine in sich konsistente und glaubwürdige Welt zu erschaffen. Und immer die Frage: Wann höre ich mit dem Weltenbau auf und wann fange ich mit dem Schreiben an.

Hartes Worldbuilding: Achtung vor Infodump

Eine weitere Herausforderung ist die Balance zwischen Detailreichtum und Lesbarkeit. Zu viele Details können die Lesenden überwältigen oder den Fluss der Geschichte stören. Niemand möchte beim Lesen durch Infos erschlagen werden. Autor:innen müssen daher einen Weg finden, die komplexe Welt auf eine Art und Weise zu präsentieren, die informativ, aber nicht erdrückend ist.

Das wohl bekannteste Beispiel für Hard Worldbuilding ist J. R. R. Tolkiens Mittelerde. Hier wurde eine Welt erschaffen, die mit ihrer eigenen Geschichte, Sprachen und Kulturen so detailliert ist, dass sie fast wie eine reale Welt erscheint. Tolkien setzt Maßstäbe für Hard Worldbuilding, indem er eine Welt schuf, die in sich geschlossen und bis ins kleinste Detail durchdacht ist. Aber vor Infodump waren leider auch die Bücher des guten Herrn Tolkien nicht sicher.

https://youtu.be/SKHFD_6EfAQ?si=gKSKE_VDt7XN2kpV

Soft Worldbuilding: Die Welt als mysteriöser Hintergrund

Im Gegensatz zum Hard Worldbuilding steht das Soft Worldbuilding. Hier haben die Autor:innen ganz andere Anforderungen an ihre Welt. Diese Art des Worldbuildings zeichnet sich durch eine flexible Gestaltung und ein hohes Maß an Unbekanntem aus. Die Welt wird vor allem durch ihre Andersartigkeit und die daraus resultierende Spannung interessant.

Flexibilität und Unbestimmtheit im Soft Worldbuilding

Soft Worldbuilding erfordert keine vollständige Erklärung aller Elemente. Vielmehr geht es darum, eine Atmosphäre zu schaffen, die die Lesenden in ihren Bann zieht. Die Welt dient hier primär als Kulisse, um eine bestimmte Stimmung zu erzeugen und den Ton der Erzählung zu unterstützen.

Beim Schreiben steht man hier allerdings vor der Herausforderung, eine Welt zu schaffen, die genug Freiraum für Interpretation und Vorstellungskraft lässt, ohne dabei zu vage oder unzusammenhängend zu wirken. Die Kunst liegt darin, genug Anhaltspunkte zu geben, um die Lesenden in die Welt einzuführen, gleichzeitig aber genügend Unbestimmtheit zu bewahren, um die Fantasie anzuregen.

Ein weiteres Problem bei Soft Worldbuilding ist die Wahrung der Glaubwürdigkeit. Obwohl die Welt weniger detailliert und strengen Regeln unterworfen ist, muss sie dennoch plausibel und in sich stimmig sein. Die Herausforderung für Autor:innen besteht darin, eine Balance zwischen der magischen, oft unerklärlichen Natur ihrer Welt und der Notwendigkeit einer gewissen Logik und Struktur zu finden

Beispiel für Soft Worldbuilding: Die Welt von Harry Potter

Ein prominentes Beispiel für Soft Worldbuilding ist J. K. Rowlings Welt von Harry Potter. Die Welt wächst mit jedem Teil der Serie und lässt viele Leerstellen, die die Lesenden mit ihrer eigenen Vorstellungskraft füllen können. Diese Art des Worldbuildings betont auch die Entwicklung des Charakters, indem es den Fokus auf die persönliche Erfahrung in einer sich ständig wandelnden Welt legt.

Worldbuilding als Mittel zur Schaffung einer Atmosphäre

Letztendlich geht es beim Worldbuilding nicht nur darum, dass die Lesenden die Welt verstehen, sondern vielmehr darum, eine Atmosphäre zu schaffen. Die Welt ist ein Hilfsmittel, um eine bestimmte Stimmung zu erzeugen und den Ton der Geschichte zu setzen. Egal ob Hard oder Soft Worldbuilding, beide Formen bieten den Lesenden die Freiheit, die Welt mit ihrer eigenen Kreativität zu füllen und zu erweitern.

Quelle unter anderem:


Tim Hickson

Hard Worldbuilding vs. Soft Worldbuilding | A Study of Studio Ghibli

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