Manchmal kommt es eben doch auf die Länge an – Kapitel und Buchlänge

Wie viele Seiten hat mein Buch? Und wie lang sind die Kapitel? Was ist mein Maßstab – Seiten, Wörter, Zeichen? Und wie lange darf meine Geschichte überhaupt sein? Sobald die Geschichte, die wir als Autor:innen erzählen wollen, über ein paar Seiten hinausgeht, kommt mindestens eine dieser Fragen in uns auf. Wie immer gibt es hier keine feste allgemeingültige Aussage, daher wollen die Zeilenschlinger einen Überblick mit Tiefe zu diesen Fragen verschaffen.
Für wen schreibst du?
Ganz allgemein sind die Kapitel die Struktur des Buches, denn sie teilen dein Buch in Szenen, sinnvolle Einheiten und Lesehäppchen ein. Für uns Autor:innen ist nicht nur unsere Perspektive wichtig, sondern auch die der Leser:innen einzunehmen – denn letztendlich sollen sie ja unser Buch gerne in die Hand nehmen und lesen.
Dafür sollten wir natürlich unsere Zielgruppe, für die wir schreiben, kennen: Wann und wo liest deine Zielgruppe? 15 Seiten sind zum Beispiel gut vor dem Schlafengehen zu lesen, während 40 Seiten schon eher wieder abschreckend wirken können.
Das berühmte "Kapitel nach Gefühl"
Viele Autor:innen geben an, dass sie es im Gefühl haben, wie lange ihr Kapitel ist und wann es womit endet.
Ein Kapitel kann aus einer oder mehreren Szenen bestehen – dabei kommt es sowohl auf das Genre als auch die Sinnhaftigkeit an. Wichtig ist, dass du in jedem Kapitel einen Einstieg, einen Mittelteil und ein Ende mit fokussiertem Zweck hast. Dabei kann das Ende dann der altbekannte Cliffhanger sein, aber auch ein Orts- oder Zeitwechsel (bietet sich bei manchen Genres mehr an als bei anderen) oder der Wechsel der Erzählperspektive.
Und was bedeutet das jetzt konkret in Zahlen?
Für alle unter euch, denen das jetzt zu wage ist oder die (noch) kein Gefühl dafür haben, gibt es gewisse Richtwerte und somit auch einen groben Rahmen, in dem wir uns als angehende Autor:innen bewegen sollten.
Eine Studie aus den USA orientiert sich dabei an der Lesedauer eines Durchschnittslesers, die ca. 15 Minuten beträgt. Das wiederum gut zur oben genannten Überlegung passt, wann und wie liest meine Zielgruppe. Allerdings sind es in Großbritannien schon wieder doppelt so viele Minuten. Die Verlässlichkeit ist also nicht garantiert und wir schreiben ja (vermutlich) auch auf Deutsch. Als Pi-mal-Daumen Angabe für ein Kapitel werden wiederum häufig um die 2000 bis 3000 Wörter angegeben. Seitenangaben machen dabei kaum Sinn, denn durch das unterschiedliche Layout je Verlag und Übersetzungen zum Beispiel, ist die Seitenzahl sehr variabel.
Lesedauer | 15 - 30 Min | an Zielgruppe orientiert |
Wörter | 2000 - 3000 | grobe Schätzung |
Seitenzahlen | stark layoutabhängig | nicht empfohlen |
Kommt es letztendlich nicht doch auf die Buch-Länge an?
Schön und gut, jetzt habe ich einen Überblick über die Kapitel, aber was ist jetzt mit dem Gesamtwerk und der Länge?
Da sieht es tatsächlich ähnlich wie bei den Kapiteln aus, allerdings sind die Aussagen nicht ganz so variabel. Schließlich ist im ersten Schritt nicht nur der Leser entscheidend, sondern auch die Vorgaben, die es von Verlagen gibt, damit das getippte Wunderwerk auch eine Buchheimat bekommt.
So gelten grob für:*

Kinderkapitelbücher 1.000 bis 10.000 Wörter
Young Adult 40.000 bis 70.000 Wörter
Novellen 10.000 bis 40.000 Wörter
Romane sind über 40.000 Wörter – wobei alles über 110.000 Wörtern dann als Epos gilt
Bei Romanen ist vor allem auch die Differenzierung der verschiedenen Genre zu beachten:
Sci-Fi/ Fantasy/ historischer Roman bewegen sich zwischen 90.000 und 120.000 Wörtern
Romantik liegt zwischen 50.000 und 100.000 Wörtern
Mystery & Crime/ Thriller/ Horror setzen 70.000 bis 90.000 Wörter an
Jedes Genre besitzt ein eigenes Tempo, aus dem sich häufig auch eine standardisierte Länge abbildet. Letztendlich entscheiden aber die Verleger:innen und Agent:innen der Verlage, ob ein Manuskript gelesen und weiterverfolgt wird.
Was tun wir nun also als angehende Autor:innen?
Für uns wurde klar, dass wir uns als angehende Autor:innen lieber an die groben Richtwerte der Buchlänge halten wollen. Denn wenn es noch keine veröffentlichten Werke von uns gibt, fehlt den Verlagen die Referenz, ob unser Manuskript zu einem wirtschaftlichen Erfolg wird. Auch wenn wir alle gerne die herausstechende Ausnahme sein wollen, können wir das auch anders als durch überlange Manuskripte und Wortzahlen, wo allen Verlagen schon direkt hören und sehen vergeht.
Der Klassiker: die Normseite
Abschließend darf eins natürlich nicht fehlen, wenn wir über das Thema Buch- und Kapitellänge reden: die sogenannte Normseite. Moment mal – was ist denn jetzt auch noch die Normseite? Kurz und knapp: Die Normseite ist eine Hilfe, um die Länge und den Umfang eines Manuskripts abschätzen zu können. Sie hat bestimmte Vorgaben an Seitenrändern, Schrift und Layout (30 Zeilen mit 60 Anschlägen in der Schriftart Courier New), sodass alle Manuskripte zu einem gewissen Grad miteinander vergleichbar sind – natürlich nur in der Struktur und nicht im Inhalt, denn die Normseite gilt anders als Buch- und Kapitellänge unabhängig von Geschichte und Genre.
Hier findest du eine Anleitung, wie du dein aktuelles Projekt jetzt zu einem richtigen Manuskript machst: https://www.literaturcafe.de/normseite-dokumentvorlage-download
Und zu guter Letzt:
Bei all den Richtwerten und Rahmenbedingungen darfst du dir dennoch klar machen, dass es DEINE Geschichte ist! Sie ist genau so lang, wie du sie erzählst. Und wenn du sie dann gerne einem Verlag als Manuskript vorlegen möchtest, achte einfach darauf, dass du dich nicht allzu weit von den Anhaltspunkten entfernt hast. 😉