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Trends in der Literatur - muss man da mitgehen?

An vielen Stellen liest man, dass man „für den Markt schreiben“ soll, wenn man es als Autor oder Autorin zu Erfolg bringen will. Damit ist gemeint, dass man sich beim Schreiben an den Trends des Buchmarktes orientiert, um seine Chancen auf eine große Leserschaft zu erhöhen. Über dieses Thema wird viel gestritten.


Dem Trend folgen: Uninspiriert oder Leserorientiert?


Die einen sagen, es ist uninspiriert und zerstört die Originalität.

Die anderen weisen darauf hin, dass eine Autorin oder ein Autor (der oder die veröffentlicht werden möchte) nicht für sich selbst schreibt, sondern für die Lesenden – und deren Wille bestimmt die Trends des Buchmarktes. Deshalb wäre man gut beraten, sich danach zu richten.


Was ist nun richtig? Wo liegen die Vor- und Nachteile? Wir haben uns das Thema einmal gründlich angesehen.



Pure Inspiration statt Kalkül - Freund oder Freund?


Die Idee der Inspiration wird schnell romantisiert. In gewisser Weise steckt ein wahrer Kern darin, der nicht von der Hand zu weisen ist. Jeder Mensch hat ganz eigene Geschichten in sich, die es wert sind, erzählt zu werden und diese legt er oder sie nur frei, indem der Blick nach innen gerichtet wird.

Wer immerzu mit einem Auge auf den Buchmarkt schielt, bekommt hingegen Kopfschmerzen und verliert sich selber aus dem Blick.

Plötzlich jagt man äußerlichen Zielen nach, das Schreiben wird zur Arbeit. Gerade Menschen, die noch im Prozess sind, ihre eigene Stimme zu finden, werden so vielleicht Strukturen und Ideen übergestülpt, die ihnen gar nicht entsprechen. Nicht selten führt das dazu, dass sie aufgeben, ehe sie die Chance haben, sich richtig zu entfalten.


Doch auch andere Gründe sprechen dafür, dem Schreiben nach Trends mit Vorsicht zu begegnen.


Es bedeutet Zeitaufwand. Hier geht es nicht nur darum, zu schauen, was aktuell gerne gelesen wird. Man sollte auch versuchen, vorherzusehen, was vielleicht den Nerv der Zukunft trifft. In dem Moment, wo man einen Trend erkennt und beginnt, ein Buch zu schreiben, das hineinpasst ist er auch schon wieder vorbei und das Werk veraltet, ehe es rauskommt.


Nichtsdestotrotz gibt es gute Gründe, den Buchmarkt nicht außer Acht zu lassen.


Buchmarkt: Der Blick über den Tellerrand


Unerfahrene Autorinnen und Autoren nutzen das Argument, sich selber frei entfalten zu wollen, um sich pauschal über die Trends des Buchmarktes zu stellen. Dabei hat der Blick über den Tellerrand viel zu bieten. Man sieht, was die Menschen gerade bewegt, wo man sich selber in dieser Gemeinschaft wiederfindet und bekommt womöglich ganz neue Ideen, die man sonst nicht in Betracht gezogen hätte. Warum also wehren sich so viele junge Autorinnen und Autoren dagegen?


Einer der Gründe liegt in der Furcht, das eigene "Schreib-Ich" zu verlieren. Wir haben Angst, dass wir das zurücklassen müssen, was uns ausmacht und Spaß bereitet und uns somit "verraten."


Jeder hat seine oder ihre Vorlieben in Hinblick auf die Geschichten, die er oder sie schreibt. Manche fühlen sich in einem bestimmten Genre ganz besonders Zuhause, andere mögen ganz bestimmte Charaktere oder Thematiken. Natürlich sollten diese Vorlieben nicht vernachlässigt werden. Sie sind das, was eine Autorin oder einen Autor besonders machen und bergen großes Potential für echte Geschichten.

Nichtsdestotrotz wird hier oft missverstanden, was eine Autorin oder einen Autor tatsächlich ausmacht. Wir sprechen oft von "Stil", wir achten auf die „Stimme“ oder auf eine ganz eigene Atmosphäre in den Geschichten. Doch diese Dinge sind nur ein Nebenprodukt, der Kern liegt woanders.




Gute Geschichten sind Geschichten über Menschlichkeit – egal ob es sich um Roboter, Vampire oder Clownfische handelt.


Wer das verstanden hat, der ist frei, über seine Vorlieben hinauszuwachsen und das ganze Arsenal der Genres, Tropen und Trends für sich zu nutzen.


Gerade Menschen, die sich nicht mit dem Schreibhandwerk auseinandergesetzt haben, fehlt oft die Erfahrung, um die Vision aus ihrem Kopf aufs Papier zu bringen. Sie sind noch nicht in der Lage, in die Tiefe einer Geschichte zu schauen und zu verstehen, was unter der Haube passiert.

Ja, Inspiration und Leidenschaft sind wichtig. Gleichzeitig sollte jede Autorin und jeder Autor Neugierig bleiben und suchen zu verstehen, was eine Geschichte ausmacht. Wer das verstanden hat, der kann auch authentisch für den Buchmarkt schreiben und schlägt so zwei Fliegen mit einer Klappe.


Und wenn man das beste von beiden Seiten nimmt?


Am besten, wie so oft, fährt der, der das Beste von beiden Enden des Spektrums für sich nutzt.

Man sollte mutig genug sein, der eigenen Leidenschaft nachzugehen und zu erforschen, was man zu Geben hat. Gleichzeitig kann man aber auch Augen und Ohren offen halten – die (Buch)Welt da draußen hat viel zu bieten.


Vielleicht kommt man so auf neue Ideen. Wenn man beispielsweise sieht, dass Kochbücher gerade eine Renaissance erleben, kann man mit der Idee rumspielen. Vielleicht spielt der nächste Science-Fiction Roman in der Kombüse, statt auf der Brücke? Vielleicht ist der Vampir in der nächsten Horrorgeschichte ehemaliger Koch und schreibt ein Buch über Blutrezepte?

E-Books und digitale Vermarktung:

Technik-Trends in der Buchbranche


Auch über Inhaltliches hinaus macht es Sinn, hin und wieder in den Buchmarkt reinzuschnuppern. Dass auch der Buchmarkt immer digitaler wird, ist kein großes Geheimnis. Als angehende Autorin oder angehender Autor ist es wichtig, das zu wissen – so kann man auf neu entstandene Bedürfnisse reagieren. Vielleicht legt man sein Buch von vorneherein als E-Book an oder legt seinen Fokus auf eine digitale Vermarktung.


Fazit ist, wie so oft: Am Besten ist es, man schießt sich nicht auf eine Seite ein, sondern bleibt offen und sieht die Welt im Lichte von Möglichkeiten, statt im Lichte von Gefahr.


Zum Mitnehmen

Es lohnt sich immer, zu wissen, was die lesenden Menschen gerade bewegt. Deswegen ist die heutige Übung ein kleiner Ausflug:

Geht in den Buchhandel Eurer Wahl und seht euch die die drei ersten Bücher auf der Bestsellerliste an. Welches Genre haben sie? Welche Themen werden behandelt? Gibt es Parallelen zum aktuellen Zeitgeschehen?

Anschließend nehmt eine Idee von Euch und versucht, sie in diese Genres/diese Thematiken zu „übersetzen“.

Wie unterscheiden sich die Geschichten? Habt ihr vielleicht neue Ideen bekommen?

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